Topinambur
Topinambur (lateinisch: Helianthus tuberosus) gilt kulinarisch als Alternative zur Kartoffel, ist jedoch in botanischer Hinsicht eine Sonnenblume. Beachtlich ist die Fülle an unterschiedlichen Bezeichnungen, die von Erdbirne über Jerusalem-Artischoke bis hin zu Erdsonnenblume oder auch Ewigkeitskartoffel, Indianerknolle und Schnapskartoffel reicht.
Botanische Merkmale von Topinambur
Wer einmal eine voll erblühte Topinamburpflanze gesehen hat, wird an der engen Verwandtschaft zur Sonnenblume nicht mehr zweifeln. Bis zu drei Meter ragt die mehrjährige Pflanze in den Himmel und zeigt verschiedene, untereinander verzweigte, Stängel. Die Blüten ähneln denen der Sonnenblume und sind ebenso strahlend sonnengelb. Streng genommen, handelt es sich hier um einen Blütenstand, der zwischen August und November sichtbar wird.
Topinambur ist in der Lage zu überwintern. Das geschieht, indem die Rhizome unter der Erde Zucker einlagern. Nach und nach entstehen so die beliebten Knollen, die den eigentlichen Topinambur darstellen und ganzjährig geerntet werden. Die Größe der Knollen ist mit denen der Kartoffel zu vergleichen. Wenngleich auch Temperaturen von bis zu 30 Grad unter dem Gefrierpunkt überstanden werden, lässt sich nicht von einem Wintergemüse sprechen, da die Ernte bei gefrorenem Boden zu mühsam ausfällt.
Die Außenhaut der Knollen kann sowohl rosa als auch beige oder braun ausfallen. Im Inneren ist Topinambur stets weiß.
Für Gärtner stellt die Pflanze nicht immer einer Bereicherung dar. Dadurch, dass bereits kleine Elemente einer Knolle zu erneutem Auskeimen führen, kann Topinambur wie Unkraut wuchern und andere Pflanzen verdrängen. Hinzu kommt, dass ein Anbau relativ einfach erfolgen kann und nahezu jeder Boden geeignet ist. Im Idealfall wählt man leicht sandigen Untergrund und achtet zudem auf viel Sonneneinstrahlung.
Inhaltsstoffe im Topinambur
Topinambur stellen eine kalorienarme und vielseitige Beilage dar. Der Brennwert von 100 Gramm der Knollen beläuft sich auf gerade einmal 31 kcal. Fett ist mit lediglich einem halben Prozent vertreten, Eiweiß liegt bei 2,5 Prozent. Bemerkenswert hoch ist der Anteil an Ballaststoffen, der mit 12,5 Prozent noch den der Kohlenhydrate (vier Prozent) übersteigt. Bei den Kohlenhydrate ist im Besonderen das Inulin bzw. die Kompositenstärke zu nennen. Dadurch, dass dieser Stoff im Magen in Fruchtzucker aufgespalten wird, können auch Diabetiker Topinambur genießen.
Herausragend ist der hohe Gehalt an Kalium, doch findet sich in Topinambur auch jede Menge Eisen. An Vitaminen sind Provitamin A sowie die Vitamine B1, B2, B6, C und D zu nennen.
Zur Verwendung von Topinambur
Anders als Kartoffeln, lässt sich Topinambur nicht lange lagern, was an der dünnen Schale liegt. Die Verwendung erfolgt sowohl gekocht als auch gebraten oder gebacken, wobei die Schale wahlweise entfernt oder mitgegessen werden kann.
Topinambur lässt sich sowohl mit ein wenig Butter genießen als auch zu Butter oder zu Rösti bzw. Reibekuchen verarbeiten. Ebenfalls beliebt ist Topinamburpüree und selbst als hauchdünn geschnittenes Carpaccio macht die Knolle „bella figura“.
Neben der Verwendung in der Küche wird Topinambur auch für die Herstellung von Fructose, Sirup sowie Spirituosen genutzt und selbst Mehl lässt sich aus der Knolle gewinnen.
Geschichte und Verbreitung von Topinambur
Vermutlich liegt es an der schlechteren Lagerfähigkeit, dass Topinambur im 18. Jahrhundert von der Kartoffel verdrängt wurde. Zuvor handelte es sich auch hierzulande um ein beliebtes Grundnahrungsmittel.
Der Ursprung der Pflanze ist Nordamerika. Die Franzosen brachten Topinambur nach Europa und sind auch für die Namensgebung verantwortlich. Seinerzeit war gerade ein brasilianischer Indianerstamm zu Gast in Paris, weshalb die Knollen kurzerhand – und etymologisch unzutreffend – nach den Südamerikanern benannt wurde.
Immerhin trifft aber zu, dass es Indianerstämme waren, die die Knolle auch vor der „Entdeckung“ Amerikas kultivierten.
Heute findet sich Topinambur vor allem in Nordamerika sowie in Russland und Australien. In Europa existieren kleinere Anbaugebiete in Südfrankreich, in Baden sowie in den Niederlanden.