Chicorée
Die Frage, ob Chicorée nun als Salatpflanze oder als Gemüse zu bezeichnen ist, lässt sich nicht abschließend beantworten. Zu vielseitig ist dieser enge Verwandte von Endivien, Estragon oder auch Topinambur beim Einsatz in der Küche. Interessant am Chicorée ist auch, dass er in Form der Gemeinen Wegwarte an zahlreichen Wegesrändern wächst. Hier handelt es sich allerdings nicht um die heute geschätzte Kulturform.
Chicorée aus botanischer Perspektive
Aus botanischer Perspektive gehört Chicorée (lateinisch: Cichorium intybus var. foliosum) zu den Korbblütern. Während heutzutage lediglich der oberirdische Teil gezüchtet und verzehrt wird, bildet die Pflanze unter der Erde eine bis zu 15 Zentimer lange und drei bis fünf Zentimeter dicke Rübe aus. Aus dieser Rübe entwickeln sich die Knospen, die letztlich auch auf dem Teller landen.
Der Anbau von Chicorée ist – entgegen mancher Vorurteile – auch im eigenen Garten möglich. Voraussetzung sind eine sonnige Lage und ein Boden, der mittlere Feuchtigkeit aufweist. Wichtig ist zudem, dass der Untergrund möglichst locker ist.
Die Aussaat von Chicorée erfolgt zwischen Mitte Mai und Juli. Wer schon ab Mitte April zu Werke gehen möchte, sollte die zarten Pflanzen erst einmal abdecken. Erntezeit ist dann schon im Sommer, wobei man lediglich die heranreifenden Blätter verwenden sollte und das so genannte „Herz“ stehen lässt. Anderenfalls wachsen keine neuen Blätter nach.
Die eigentliche Ernte erfolgt, indem die Wurzeln bzw. Rüben ausgegraben und gemeinsam mit nährstoffreicher Erde und Wasser bei Dunkelheit gelagert werden. Erst jetzt entwickeln sich die zwischen zehn und 20 Zentimeter langen, kolbenförmigen Triebe, die auch im Handel als Chicorée verkauft werden.
Die Dunkelheit ist wichtig, um die Entwicklung von Chlorophyll zu verhindern. Der Chicorée erhält somit seine charakteristisch weißlich gelbe Färbung. Ebenfalls wird ermangels Licht auch der Bitterstoff Intybin nur in geringem Maße ausgebildet und würde sonst den Geschmack zu stark beeinträchtigen.
Inhaltsstoffe von Chicorée
100 Gramm Chicorée enthalten 16 kcal und der Kohlenhydratgehalt beträgt lediglich 2,3 Prozent. Ebenfalls nur gering vertreten sind Protein mit 1,3 Prozent und Fett mit 0,2 Prozent. Der Ballaststoffgehalt beläuft sich auf 1,3 Prozent.
Der gesundheitliche Wert von Chicorée resultiert im Vitamin C sowie in den Vitaminen der B-Gruppe, Provitamin A und Folsäure. Darüber hinaus enthalten die schmackhaften Knospen Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium, Eisen und Phosphor.
Eine Besonderheit stellen die enthaltenen Bitterstoffe dar. Zwar wird in der Züchtung auf deren Reduzierung geachtet, doch bewirken die bitteren Substanzen im Chicorée, das beispielsweise die Magensäfte und die Gallenfunktion angeregt werden.
Der Chicorée in der Küche
Wer Chicorée einkauft, sollte auf die Festigkeit der Köpfe achten. Zudem muss das Gemüse unbedingt dunkel gelagert werden. Anderenfalls bilden sich schnell die unbeliebten Bitterstoffe heraus und der Chicorée kann im schlimmsten Fall ungenießbar werden.
Vor der Zubereitung ist der Strunk herauszuschneiden. Selbiges gilt für die äußeren Blätter. Wer Chicorée kocht, kann die Bitterkeit durch einen Teelöffel Zucker im Kochwasser mildern. Wahlweise eignet sich auch Zitronensaft. Neben dem Blanchieren eignet sich Chicorée aber auch zum Braten oder zum Rohverzehr.
Traditionell setzt man in Deutschland und den USA auf die zubereitete Variante, während Frankreich und die Benelux-Länder eher auf rohen Chicorée schwören.
Herkunft und Verbreitung von Chicorée
In den Benelux-Ländern wird Chicorée dann auch besonders geschätzt, was auch mit der Geschichte zu tun hat. So war es 1846, als der Chefgartenbauer des Botanischen Gartens in Brüssel zum ersten Mal Chicorée züchtete. Einer anderen Lesart zur Folge, handelte es sich aber eher um einen Zufall, der sich bei der Lagerung der Zichorienwurzeln ereignete. Letztere wurde lange Jahre als Kaffeeersatz genutzt.
Besonders beliebt ist das Gemüse seither in Belgien und den Niederlanden, wird aber auch in Deutschland und Frankreich gerne verzehrt.
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